Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Werbemotiv zum Projekt "Residieren, Restaurieren, Recyclen"

Sparen und up­cy­c­lenDer Umgang mit Textilien

Im 16. Jahrhundert waren Textilien wertvoll und kostbar. Neue Kleidungsstücke kaufte man daher nur selten. Trotzdem sollte man angemessen gekleidet sein – so auch die Klosterschüler im Kloster Alpirsbach. Es mussten daher Lösungen gefunden werden, Kleidung möglichst lange zu verwenden oder sie abzuändern.

Kloster Alpirsbach, Klostermuseum

Die Kleidungsstücke wurden neben anderen Alltagsgegenständen gefunden.

Alltagskleidung der Klosterschüler

Bei Sanierungsarbeiten im Kloster Alpirsbach wurden 1958 einige Kleidungsstücke von Schülern aus dem 16. Jahrhundert gefunden, die Einblicke in ihr Leben geben. Die Jungen erhielten zweimal im Jahr eine Hose, ein Wams und einen Wintermantel. Neue Hemden mussten ihnen ihre Eltern kaufen. Um trotz der wenigen Kleidungsstücke ein gepflegtes Aussehen zu gewährleisten, wurden diese alle zwei Monate von einem Schneider ausgebessert, wie Flicken an einigen Kleidern zeigen.

Kloster Alpirsbach, Wams, heute im Klostermuseum

Ein Wams mit Flicken aus dem Fund im Kloster Alpirsbach.

Ausbessern statt neu kaufen

Kleidung zu ändern und auszubessern, statt sie neu zu kaufen, blieb bis ins 20. Jahrhundert die gängige Praxis. Ganz im Gegensatz zu heute: Im Durchschnitt kaufen die Deutschen heute pro Kopf und Jahr rund 15 kg Kleidung. Dieser Massenkonsum wurde erst durch die schnellere und billigere Produktion im Zuge der Industrialisierung und Globalisierung möglich. Sie ist jedoch ressourcen- und energieintensiv und es werden teilweise schädliche Stoffe eingesetzt – mit negativen Folgen für Mensch und Umwelt.

Kloster Alpirsbach, Männerhose aus der Dürerzeit

Eine Männerhose aus der Dürerzeit.

Kleider machen Leute

Kleidung war schon immer ein Statussymbol. Mit ihr zeigte man, wer man war und wohin man gehörte. In der Vergangenheit war sie aber deutlich teurer, was sich auch im Umgang mit ihr widerspiegelte. Textilien wurden gepflegt, weitergegeben und so lange genutzt, bis sie nur noch als Lumpen für die Papierherstellung oder als Toilettenpapier dienten. Aus diesem Grund ist vor allem Kleidung der ärmeren Bevölkerung kaum überliefert – aber auch der Adel verwendete seine prunkvollen Stoffe vielfältig wieder.

Kurfürstin Elisabeths Hochzeitskleid als neues, kostbares Jesuitengewand

Kurfürstin Elisabeth Augustes Hochzeitskleid als neues, kostbares Jesuitengewand.

Aus Alt mach Neu

Gebrauchte Stoffe wurden auch als Bezüge für Möbel genutzt und so neu kombiniert. Dies geschah jedoch nicht im Sinne des heutigen Nachhaltigkeitsverständnisses. Es war einfach teurer und zeitaufwändiger, Textilien neu herzustellen, als bereits vorhandene Stoffe umzuarbeiten. Eine weitere Zweitverwertung bestand in der Umarbeitung zu wertvollen Geschenken. So wurde zum Beispiel aus dem Hochzeitskleid der Kurfürstin Elisabeth Auguste von der Pfalz ein geistliches Gewand für den Jesuitenorden genäht.

Kloster Alpirsbach

1958 wurde im Kloster Alpirsbach ein fast 500 Jahre altes Ensemble von Alltagsgegenständen gefunden. Darunter auch Kleidungsstücke, die zeigen, was die Menschen am Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit trugen.