DAS REINHEITSGEBOT VON 1516
Am 23. April 1516, vor 505 Jahren, erließen die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. in Ingolstadt das Reinheitsgebot für Bier in ihrer Landesordnung. Es legt die zulässigen Zutaten fest: Gerste, Hopfen und Wasser. Die bayerischen Regeln wurden bald überall übernommen. An die Geburtsstunde der legendären deutschen Bierqualität erinnert seit 1995 der „Tag des deutschen Bieres“ am 23. April. Der Legende nach wurde die Bierqualität auch schon vor 1516 überprüft. Angeblich testete man den Gehalt, indem sich die Prüfer in Lederhosen auf eine biernasse Bank setzen mussten. Wenn die Bank nach ein paar Stunden Stillsitzen an den Hosen kleben blieb, war das Bier von guter Qualität und hatte die Prüfung bestanden.
SPEZIALISTEN DER BIERHERSTELLUNG
In den Klöstern brauten die Mönche – und auch Nonnen – Bier anfangs nur für den Eigenbedarf. Doch es kamen viele Besucher in die Abteien und auch sie wurden mit dem selbstgebrauten Bier verköstigt. In vielen Klöstern entwickelte sich das Fachwissen schnell weiter, denn als wirtschaftliche und geistliche Zentren pflegte man den Austausch, oft über die Grenzen der Region hinaus. Kein Wunder also, dass der gute Ruf der klösterlichen Brauereien sich überall verbreitete. Von der Alpirsbacher Bierproduktion zu Klosterzeiten weiß man wenig; als Kloster in Württemberg besaß Alpirsbach aber Weinberge im badischen Nordweil.
BIER UND WEIN ALS FASTENNAHRUNG
„Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht.“ Diese Ausnahme von der Regel erlaubte es, während der Fastenzeit Bier und Wein zu trinken. Weil sie zur Fastenzeit nur wenig feste Nahrung zu sich nehmen durften, sättigten sich die Mönche mit flüssiger Nahrung – mit verdünntem Wein oder mit kalorienhaltigem Bier. Bier und Wein waren Grundnahrungsmittel und wichtige Getränke in einer Zeit, in der das Trinkwasser oft nicht sauber war. Die täglichen Rationen für die Verpflegung waren denn auch nach heutigen Vorstellungen schockierend: In manchen Klöstern standen jedem Mönch täglich fünf Liter Bier am Tag zu – und auch die tägliche Menge an Wein war erstaunlich. In Alpirsbach bricht, wie überall in Württemberg, im 16. Jahrhundert die Klostertradition ab. Mit der Reformation zieht eine evangelische Klosterschule in die Mauern des ehrwürdigen Benediktinerkonvents.
AUS „LÖWENBRÄU“ WIRD „ALPIRSBACHER“
Zur Blütezeit der Klöster im Mittelalter gab es wohl an die 500 Klosterbrauereien – allesamt florierende Wirtschaftsunternehmen. Die meisten Biere, die sich heute „Klosterbier“ nennen, haben mit den Klöstern an sich aber nichts mehr zu tun. Das Alpirsbacher Bier mit dem bekannten Namen hat mit dem einstigen Benediktinerkloster ebenfalls keine direkte historische Verbindung. Die Brauerei ist ein Privatunternehmen, das 1877 von der Familie Glauner gegründet wurde und im 19. Jahrhundert noch „Löwenbräu“ hieß. Erst 1906 wurde die Brauerei in „Alpirsbacher“ umbenannt. Die Brauerei in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kloster hat sogar ein Museum eingerichtet. Für viele Besucherinnen und Besucher gehören Kloster und Klosterbräu so eng zusammen, dass ein Ausflug nach Alpirsbach beides umfasst: den Gang durch Klosterkirche und Klausur von Kloster Alpirsbach – und die Visite im Brauereimuseum.
INFORMATION
Aktuell ist das Kloster Alpirsbach wie die meisten Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes aufgrund der Corona-Verordnungen geschlossen.