DER LETZTE KATHOLISCHE ABT VON ALPIRSBACH
Am 19. Juni 1559 erfolgte der endgültige Bruch mit der Vergangenheit: Jakob Hochreutiner, katholischer Abt von Kloster Alpirsbach, trat von seinem Amt zurück. Damit war die katholische Geschichte des Benediktinerklosters vorüber. Das mächtige Kloster, das 1095 im Tal der Kinzig gegründet wurde, war nun unzweifelhaft evangelisch. Die Reformation hatte sich durchgesetzt. Über Jakob Hochreutiner ist wenig bekannt, dafür sind die Umstände, die zu seiner Abdankung führten, umso geläufiger.
WÜRTTEMBERG WIRD EVANGELISCH
Nach dem „Thesenanschlag“ des Wittenberger Professors Martin Luther 1517 verbreiteten sich die neuen, reformatorischen Ideen in ganz Europa. Immer mehr Fürsten, Städte und Länder schlossen sich nach und nach dem neuen Glauben an. Im Herzogtum Württemberg wurde die Reformation 1534 eingeführt: Ulrich von Württemberg, den man 1519 aus seinem Herzogtum vertrieben hatte, eroberte seinen Besitz in diesem Jahr zurück. Kloster Alpirsbach wurde, wie alle Abteien in Württemberg, aufgelöst. Land, Untertanen und der gesamte Klosterbesitz fielen dem Herzogtum zu. Die Alpirsbacher Mönche widersetzten sich jedoch in einzelnen Punkten den Anweisungen ihres evangelischen Herrn. Erst durch die Androhung militärischer Gewalt fügte sich der Großteil der Mönche. Einige flohen – unter ihnen der spätere letzte Abt Jakob Hochreutiner.
DIE KURZE RÜCKKEHR DER MÖNCHE
Als sich die politische Situation 1548 nach dem „Augsburger Interim“ änderte, kehrten die geflohenen Mönche nach Alpirsbach zurück. Jakob Hochreutiner wurde zum Abt des Klosters gewählt. Für kurze Zeit schien es so, als ob der Kaiser und die katholischen Fürsten die Reformation rückgängig machen könnten. Über den Sieg der katholischen Sache waren die Mönche sich so sicher, dass sie den Glockenturm des Klosters um ein Geschoss erweiterten. Doch durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 änderte sich die Situation abrupt: Herzog Christoph erhielt das Recht, die Konfession seines Landes zu bestimmen – Kloster Alpirsbach wurde erneut evangelisch.
ALPIRSBACH WIRD KLOSTERSCHULE
Herzog Christoph, der Sohn von Herzog Ulrich, ließ 1556 eine evangelische Klosterschule in den Gebäuden der Abtei einrichten. Die katholischen Mönche wurden nicht vertrieben, Novizen durften aber nicht mehr aufgenommen werden. Der Herzog wartete auf das „Absterben“ des Klosters. So kam es zu einer paradoxen Situation: Für wenige Jahre lebten „altgläubige“ Mönche und „neugläubige“ Klosterschüler nebeneinander unter einem Dach. Täglich waren die Mönche mit dem neuen Glauben konfrontiert. Für den katholischen Abt Jakob Hochreutiner war dieser Zustand untragbar. Am 19. Juni 1559 trat er von seinem Amt zurück. Drei Jahre später starb er.
ARCHÄOLOGISCHE FUNDE IM KLOSTER
Bereits nach knapp vier Jahrzehnten, 1595, wurde die Klosterschule Alpirsbach aufgelöst. Obwohl sie nur wenige Jahre bestanden hatte, ist sie noch heute verblüffend gegenwärtig – dank eines spektakulären Fundes von Alltagsgegenständen. Besonders eindrucksvoll sind die Kleidungsstücke, die sich aus dieser Zeit erhalten haben. Aber es gibt auch freche Karikaturen, die die Klosterschüler angefertigt haben! Die Originale sind im Klostermuseum zu sehen und lassen die Klosterschüler von einst wieder lebendig werden.
Service und Information
Kloster Alpirsbach
Mo-Sa 10.00 –17.30 Uhr
So, Feiertag 11.00 – 17.30 Uhr
So, 21. Juni 12.15 – 17.30 Uhr
EINTRITT
Erwachsene 6,00 €, ermäßigt 3,00 €, Familien 15,00 €
KONTAKT, ANMELDUNG
Kloster Alpirsbach
Infozentrum / Klosterkasse
Klosterplatz 1
72275 Alpirsbach
Telefon +49(0)74 44. 5 10 61
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